09-2020 So geht es nicht mehr weiter!

Wen wunderts?

M. Bartl

M. Bartl

Die Restriktionen bei den persönlichen Kontakten, ausgelöst durch die Sorge einer möglichen Infektion, werden zunehmend kritisch gesehen. Es mag sein, dass es nicht wenige Menschen gibt, die die erkennbaren Verwerfungen zum Anlass nehmen, um nach Wegen für die Zeit - nach der Krise - zu suchen. Es verbreitet sich die Gewissheit, dass es nicht mehr so weiter geht wie bisher. Covid 19, das winzige Virus ist für sich eine tragische Erscheinung, vielleicht aber auch ein deutlicher Muntermacher, um nicht nur zu klagen, sondern auch zu handeln. Dies gilt in großen und kleinen, nicht anders auch im persönlichen Geschehen.

Sehr aktuell ist die häufige Fragestellung – werden wir in der kommenden Saison Ausstellungen abhalten können? Wenn JA, dann wird die nächste die Frage nach den damit verbunden Auflagen sein. Es reduzieren sich die Chancen, wenn die Schauen mit den Motiven groß und demnächst noch größer verbunden bleiben. Dagegen muss man sich erst an das Gegenteil gewöhnen, denn es darf künftig kein Makel sein kleiner zu werden.

Spannend und reizvoll wird es dann, wenn es uns gelingt über völlig neue Konzepte nachzudenken, diese in der Praxis erproben und gleichzeitig völlig neuen Ansprüchen gerecht zu werden. Hier wiederholt sich die Annahme: Dass es nicht mehr so weitergeht wie bisher.

Wir erleben eine erdenweite Krise und die klügsten Köpfe auch in unserem Land tun sich schwer eine Zukunft vorherzusagen. Vermutlich auch deshalb, weil alle Parteien der jetzigen Regierung das Land mit Geld geflutet haben, ohne dass Werte dahinterstehen. Es verpflichtet die nächsten Generationen, auch die, die noch nicht geboren sind, die aufgestaute Last abzutragen. Wenn wir auch noch nicht wissen, welchen Einflüssen wir zusätzlich ausgesetzt werden, tun wir gut daran nicht untätig zu sein und eigene Ideen für unsere Interessensgebiete zu entwickeln.

Unser Club hat in der Vergangenheit kleine und auch in die Zukunft weisende Ansätze aus verschieden Anlässen in der Öffentlichkeit gezeigt. Beginnend 1995 in Nürnberg in Kooperation mit dem Club der Brünnerkröpfer-Züchter, der einmaligen Präsentation 1998 auf der Landesgartenschau in Neumarkt mit Beteiligung aus Japan eingeflogenen Züchtern, in Ulm 1999 zusammen mit dem Club der Mövchenzüchter, der große Auftritt 2014 in Hannover und eine schon weitdurchdachte Konzeption für künftige Ausstellungen 2018 in Tittling. Mit dem Titel „Frühlingserwachen“ ergaben die Inhalte eine deutliche Abkehr von der heutigen Praxis. Beginnend mit der Wahl der Jahreszeit im April oder Mai, die üblicherweise frei von der Vogelgrippe ist. Für jeden Aussteller ist die Tierzahl auf nur 1,1 von jedem Farbenschlag limitiert, den die Ausstellerin oder der Aussteller nachweislich züchtet. Die Bewertung und Präsentation sind auf zwei Tage begrenzt. Es bietet räumlich eine lockere Anordnung der Vorstellung und ein reizvolles Beurteilungssystem noch dazu. Also es kommt einigen Ansprüchen in der Jetztzeit und vielleicht noch mehr den künftigen Anforderungen, auch einer niedrigen finanzielle Belastung, entgegen. Das beeindruckende Pilotprojekt fand eine bemerkenswert hohe Zustimmung, jedoch keine Nachahmung. Woran mag das liegen? Sicher, es muss dies nicht die einzig richtige Lösung sein. Zumindest soll es anregen, vielleicht auch nur einen Anstoß geben.

Unbehagen berührt viele Menschen. „Unbehagen ist womöglich das Wertvollste, was wir jetzt haben, so sieht es Gabor Steingart. Wir ahnen mehr als wir wissen. Voraussichtlich wird unser künftiges Leben keine Fortsetzung des bisherigen sein“, so schreibt er.

Die Pandemie muss im Augenblick für vieles herhalten und überdeckt weitere Schreckensnachrichten, deren Ursachen teils schon lange bekannt sind und Jahrzehnte zurückliegen können. Da hat die Frage nach Ausstellungen oder gar keine Veranstaltungen eher eine kleine Wertigkeit.

Die Erderwärmung und in der Folge auch die ökonomischen Auswirkungen verlangen nach Handlungen. Natürlich ist man geneigt das nur im großen Rahmen zu sehen. Diese Sicht ist auch nicht ganz verkehrt, allerdings kann auf eine kleinteilige Umsetzung nicht verzichtet werden. Jeder von uns hat die Möglichkeit einen Beitrag zu leisten. Ganz augenscheinlich hat das Insektensterben eine Dimension erreicht, die wir uns vor Jahren nicht ausmalen konnten. Trotzdem ist es ein Indikator und ein deutlicher Prozess, der vor Jahrzehnten seinen Ursprung hat. Es verlangt ein bürgerschaftliches Engagement. Das Konsumverhalten von uns allen hat Industrien zur Nahrungsmittelherstellung entstehen lassen. Dieses und andere Gewohnheiten haben zu einem Ressourcenverbrauch geführt, den unsere Erde nicht mehr hergibt. Dieser Thematik kann sich eigentlich niemand mehr entziehen. Trotzdem geschieht täglich Unglaubliches und kann argumentativ nicht auf die Bekämpfung von Corona reduziert werden. Es wird verdeutlicht, dass wir uns was anderes einfallen lassen müssen. Es meint „Hallo aufwachen“ bitte. Fleiß, Einfallsreichtum und Innovationen werden über die Zukunft entscheiden. Es sind alte Tugenden, die sicher noch vorhanden sind. Dies gilt nicht nur für große Industrien. Im Gegenteil es fordert jeden Einzelnen und auch kleine Gemeinschaften. Die summierende Wirkung wird herzeigbar und kann nicht übergangen werden. Es wäre schön, wenn aus dem Teil des Problems ein Teil der Lösung entstehen würde. Überdenken wir unser Ausstellungwesen. Die großen Messegesellschaften, ob Hannover, Leipzig oder München sind gezwungen es auch zu tun, wenn sie überleben wollen und müssen damit erfolgreich sein, um sich international behaupten zu können.

Wir, die Einzelnen sind bei einer weitergehenden Betrachtung eine große Masse. Also kann daraus ein beachtlicher Hebel entstehen. Teils sind es sehr einfache Vorgänge. Was zunächst als ein Verzicht erscheint kann sich als ein Gewinn herausstellen und sollte zu einer positiven ökologischen Veränderung führen. Das dramatische Insektensterben wurde bislang zwar beklagt, jedoch ist kaum etwas dagegen in Szene gesetzt worden. Es gibt einige Beispiele, die aufzeigen, was mit einfachen Mitteln bewirkt werden kann.

Es müssen sich nur viele beteiligen, am besten es tun alle Bürger mit, die sich in Gärten und mit Tieren beschäftigen. Die beigefügten Bilder zeigen Insekten an Gewächsen, wo noch vor wenigen Jahren die Schmetterlinge häufig zu sehen waren. Diese Schönheiten sind ausgeblieben. Das können wir zurückholen, also gilt es die Ärmel hochzukrempeln. Machen Sie bitte aus ihrer Zuchtanlage ein kleines und herzeigbares Biotop. Noch wichtiger schaffen Sie die Nahrungsgrundlage für eben diese Insekten.

Es grüßt Sie ganz herzlich

M. Bartl

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